Gerade Zähne sind keine Frage des Alters

Dieses Thema im Forum "Zahnspangen-Tagebücher" wurde erstellt von Flurin, 18 Februar 2023.

  1. Flurin

    Flurin Active Member

    Meine Spangen-Vorgeschichte

    Zuerst einige Erklärungen zu mir selbst. Sonst könnte es schwierig sein den Rest zu verstehen.

    Ich heisse Flurin und bin 43 Jahre alt. Ich wohne in den Alpen; nicht in Deutschland. Obwohl ich keinen Migrationshintergrund haben, ist Deutsch nicht meine Mutter-(oder Vater-)Sprache. Ich habe Deutsch erst in der Schule gelernt und beherrsche es heute wie ein Muttersprachler.

    Ich lebe in einer langjährig stabilen Beziehung mit meiner Freundin, aber wir wohnten noch nie zusammen. Ich habe zwei eigne Kinder, die aber nicht bei mir leben, sondern mit meiner Ex-Freundin in Australien.

    Beruflich beschäftige ich mich als Strukturchemiker, mit dem dreidimensionalen Aufbau von organischen Molekülen. Meine wichtigsten Hobbys sind das Mountainbiken und im Winter Skitouren. Daneben tauche ich sehr gerne und gehe oft reisen.

    Ich habe eine milde Form des Autismus. (Asperger) Deshalb habe ich manchmal Probleme bei der Kommunion. Ich verstehe manchmal etwas erst zu spät. Manchmal bin ich festgefahren in meinen Gedanken und Meinungen. Deshalb seid bitte geduldig mit mir, wenn ich etwas nicht sofort verstehe. Manchmal passiert auch, dass ich auf etwas beharre, von dem ich erst danach merke dass es falsch war. Ich bin weder dumm, noch irgendwie asozial, emotionslos, gefühllos oder humorlos. Ironie und Emotionen verstehe ich meistens bestens. Ich habe keine ausgeprägten Inselbegabungen oder Spezialintressen. Trotz meines Autismus bin ich weder "Rain Man" noch "Shaun Murphy". Ich leben ganz normal und unabhängig.

    Worunter ich aber leide, das sind verscheide Wahrnehmungsstörungen. Gewisse Lichteffekte oder Geräusche kann ich kaum ertragen. Berührungen von Fremden vermeinte ich. Grobmotortisch bin ich sehr schlecht. Ballspiele sind ein einziges Rätsel für mich.

    Lese mehr zu meiner Beeinträchtigung: https://autismus-kultur.de/asperger/

    Neben dem Autismus habe ich eine Legasthenie. Wenn du einen Rechtschreibfehler findest, darfst du ihn gerne behalten. ;)

    Meine Zanhspange:

    Ich bin als Bergbauernjunge in einem kleinen abgegangen Bergdorf aufgewachsen. Es ist wunderschön dort. Wir lebten zwar abgelegen, aber nicht hinter dem Mond. Wir lebten nicht schlecht, obwohl meine Eltern immer genau rechen mussten damit das Geld reichte.

    Der Schulzahnarzt empfahl meinen Eltern mit mir zu einem KFO zu gehen als ich 12 Jahre war. Der nächste KFO war 1.5 Stunden Fahrzeit entfernt. Trotz viel zu viel Arbeit und dem langen Weg, nahm meine Mutter den Aufwand auf sich und ging mit mir zu diesem KFO. Es war ein etwas rauer und sehr wortkarger alter Mann. Kurz vor der Pensionierung. Ich fürchtete mich immer ein wenig vor ihm.

    Er Diagnostizierte einen starken Engstand und stark verschachtelte Zahnreihen. Trotz den sehr hohen Kosten rangen sich meine Eltern durch, in eine Zahnspange für mich zu investieren. Ich war der einzigen meiner 3 Geschwister der je eine Zahnspange bekam. Versicherungen die eine Zahnregulierung gedeckt hätten gab es damals noch keine.

    Ich bekam ein Paar aktiven Platten. Also eine lose Spange für Ober- und Unterkiefer. Laut Behandlungsplan waren es "Distalisierungs Platten", die meinen Kiefer gleichzeitig verbreitern und verlängern sollten. Die obere Platten hatte 5 und die untere 3 Stellschrauben, die regelmässig gedreht werden mussten. Nach einigen Monaten ordneten sich meine Zähne tatsächlich langsam. Dieser alte KFO schien tatsächlich genau zu wissen, was er tat. Er war sehr zufrieden mit meinem Behandlungsfortschritt.

    Ich war in unserem kleinen Bergdorf und an der Primarschule der einzige mit einer Zahnspange. Gemobbt wurde ich deswegen nie. Eigne der Mitschüler, die eine schlechte Zahnstellung hatten, waren neidisch auf mich. Ich war an Anfang regelrecht eine Attraktion und musste immer wieder meine Platten rausnehmen, nur damit sie jemand von nahem ansehen konnte. Ich war stolz auf meine Spange. Erst ein halbes Jahr später, als ich in die Sekundarschule im Hauptort wechselte, traf ich auf andere Kinder mit Spangen.

    Meine Eltern hatten wie alle Bergbauern nie viel Zeit für uns Kinder. Ihr Interesse an meiner kieferorthopädischen Behandlung beschränkte sich darauf, die Rechnungen zu begleichen, sowie mit mir alle 6 Wochen 1.5 Stunden hin und wieder 1.5 Stunden zurück zu fahren, damit ich zum Kontrolltermin gehen konnte. Abgesehen davon wurde ich im Bezug auf meine Spange komplett alleine gelassen. Trotzdem habe ich die Platten immer gewissenhaft getragen, gereinigt und die schrauben nach Anleitung weiter gedreht. Nur zum essen und zum Zähneputzen nahm ich die Spange raus. Ich gewöhnte mich sehr schnell daran. Schmerzen hatte ich nie. Höchstens manchmal ein Druckgefühl.

    Der verhängnisvolle Tag:

    Dann kam jeder verhängnisvolle und so vieles verändernde Tag, als mein Vater beim Holzen verunfallte und wenige Tage später im Spital starb. Nach dem ersten Schock wurde schnell klar, dass Mutter den Bauernhof nicht weiter betreiben kann. Sie beschloss das Bauern aufzugeben und das Land und den Stall zu verpachten. Nur das Wohnhaus bleiben uns. Mutter arbeiten fortan für einen bescheidenen Lohn im Supermarkt im Hauptort. Nun wurde das Geld wirklich sehr knapp.

    Ich erinnere mich noch sehr gut, wie Mutter mich eines Abends zu sich rief und sagte: "Nimm deine Klammer raus. Ich will mir deine Zähe ansehen." Ich nahm die Spange raus und legte sie auf den Tisch. Mutter sagte: "Öffne deinen Mund … weiter… weiter." Sie zündete mir mit einer Taschenlampe eine Weile im meinem Mund herum und guckte in unterschiedlichen Winkeln. Dann liess sie von mir ab und griff nach meiner Spange, die immer noch auf dem Tisch lag und sagte: "Die braucht du nicht mehr." Damit warf sie meine Spang direkt in den Abfall. Als ich protestieren wollte, sagte sie sehr hart: "Deine Zähen sehen gut aus. Für mehr Luxus haben wir zu wenig Geld." Meine Augen füllen sich mit Tränen, aber meine Mutter schickte mich raus.

    Das war das unerwartete und für mich sehr verletzende Ende, meiner kieferorthopädischen Behandlung. Das geschah 10 Monate nach dem Behandlungsbeginn und ich war gerade erst 13 Jahre alt geworden.

    Erst viele Jahre später erzählte mir meine Mutter, dass ihr damals eine Betreibung des KFO vorlag und sie nicht wusste, wie sie ihn bezahlen sollte. Sie musste sich verschulden wegen meiner Spange. Sie hatte mit uns Kindern damals nie offen über finanzielle Probleme gesprochen. Wie gesagt, damals gabs keine Zahnversicherungen die Zahnspangen abdeckten.
     
    Zuletzt bearbeitet: 18 Februar 2023
  2. RM2017

    RM2017 Well-Known Member

    Jetzt fehlen mir die Worte.
    Solche traurigen Erlebnisse im Kindheitsalter,
    das muss erst verkraftet werden:(.

    Es ist nie zu spät, lieber Flurin, sieh meine Signatur,
    weder fürs Verschieben Deiner Geschichte noch für schöne Zähne:).

    Betroffene Grüße
    RM
     
  3. Christian445

    Christian445 New Member

    @Flurin
    Danke für den ehrlichen Bericht.

    Sehr traurig was du erlebt hattest. Ich wünsche dir wirklich, dass es diesmal besser klappt.
    Ich hatte von meinen Eltern deutlich mehr Unterstützung erhalten, als ich meine Spange hatte. Ist aber auch logisch, dass dies nicht bei jedem der Fall ist. Leider.

    Frage: Wie kam es dazu das du erst nach 30 Jahren versuchst deine Behandelung fortzusetzen?
     
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  4. Chris78

    Chris78 Moderator Mitarbeiter

    Hallo @Flurin

    auch an dieser Stelle noch einmal herzlich willkommen im Forum.
    Es freut mich, dass du uns mitnimmst auf deine Reise - wenngleich der erste Teil traurig und tragisch ist und war.
    Ich drücke dir die Daumen, dass der zweite Anlauf ein Besserer wird und freue mich auf deine Erfahrungen, Erlebnisse und Berichte.

    LG
    Chris
     
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  5. Flurin

    Flurin Active Member

    Der zweite Teil meiner Spangen-Vorgeschichte

    Nach dem Behandlungsabbruch:
    Der Plan des alten KFO war es, nach dem die Platten ihre Arbeit getan haben, eine feste Spange einzusetzen und damit alle meine Zähne genau auszurichten. Wäre das damals so gemacht worden, hätte ich mit 15 perfekte Zähne gehabt.

    Seit dem ruppigen Abbruch der Behandlung lebte ich immer mit dem Gefühl, eine ganz schreckliche Zahnstellung zu haben. Oft vermied ich es meine Zähne zu zeigen. Sprach ich mit meinen Freunden über meine Zahnstellung, wurde mir immer wieder gesagt, dass meine Zähen gut aussehen würden. Das Kauen machte mir nie Probleme, weil die Prämolaren und Molaren trotz Lücken dazwischen gut ineinandergreifen. Auch die Fronten vorne treffen sich. Trotzdem will ich seit Jahen die angefangene Behandlung irgendwie abschliessen, denn gerade sind meine Zähne wirklich nicht. Ich machte bisher vier konkrete Versuche dies zu tun:

    Mit 16 Jahren:
    Mit 16 Jahren hatte ich zufällig erfahren, dass es nun Zahnversicherungen gab, die eine Zahnregulierung abdecken. Die Behandlung musste aber begonnen werden, bevor man 18 war und es gab ein Jahr Karenzzeit. Ich versuchte meine Mutter, die damals gerade ihre gröbsten finanziellen Probleme abschütteln konnte, dazu zu bringen, dass sie eine solche Versicherung für mich abschliesst. Ich hoffte auf diesem Weg kurz bevor ich 18 würde, die Behandlung wieder aufnehmen zu können. Ich versprach meiner das ich die Prämie für diese Versicherungsprämie selbst verdienen würde. Mit Ferienjobs. Mutter weigerte sich aber standhaft. Sie konnte keinen Sinn in einer erneuten Behandlung erkennen. Ich war masslos enttäuscht, zeigte ihr das aber damals nie. Ich frass es in mich hinein.

    Mit 22 Jahren:

    Nach der Matura (=Abitur) bin ich in die Stadt Zürich umgezogen, um an der ETH zu studieren. In Zürich hatten damals gefühlt alle Jugendlichen eine Zahnspange. Was war ich neidisch. Ganz anders als in unserem Bergtal. Und es gab an der ETH sogar mehrere Kommilitonen, die mit über 20 eine Spange trugen. Überall saht ich nur noch die glitzernden Spangen. Ich las damals alles im Internet, was ich zu Zahnspangen finden konnte. Auch www.zahnspangen.cc kenne ich seit damals.

    Als ich bei Studentenjob mein erstes gutes Geld verdiente, dachte ich damals: Jetzt oder nie! Das war Anfangs der 2000er-Jahre.

    Ich meldete mich bei einem KFO in Zürich an und liess mich beraten. Er nahm sich viel Zeit und war erstaunt über das halbfertige, aber unter diesen widrigen Umständen sehr gute Ergebnis. Er Empfahl mir das Ziehen aller vier Weisheitszähne und eine feste Spange mit einem Aussenbogen. Die Behandlungsdauer schätze er grob auf 1.5 Jahre. Danach eine Tiefzieschine als Retainer. Als er aber den grob geschätzten Preis nannte, war mir sehr schnell klar, dass ich dies als Stunden niemals vermag. Auch mit dem besten Studentenjob nicht. Nicht einmal die Hälfte davon konnte ich aufbringen. Und Schulden wollte ich keine machen. Auf weitere Untersuche verzeichnete ich unter diesen Bedingungen.

    Ich ging eigene Monate später zu einem anderen KFO, der die Empfehlung und den Preis des erste grob bestätigte. Deshalb verschob ich den Plan meine Zähne in Ordnung zu bringen, auf dann wenn ich nach dem Studium endlich richtig verdienen werde.

    Mit 25 Jahren:
    Nach dem Studium wollte ich ins Ausland und ich fand eine sehr gute projektbezogene und deshalb befristete Stelle an einem universitären Institut in Singapur. Nachdem ich ein Jahr gut verdient hatte, konnte ich es mir 2004 endlich leisten meine Zähne selbstbestimmt richte zu lassen. Das dachte ich wenigstens.

    Deshalb ging ich zu einem KFO in Singapur. Er war ein feindlicher mittelalterlicher Brite. Sehr geschwätzig und sympatsich. Ich nahm das Geld in die Hand, liess mich umfassen untersuchen und einen Behandlungsplan erstellen.

    Es war vorgeshe die Weisheitszähne zu belassen und nur mit einer festen Spange zu arbeiten. Ohne Aussenbogen. Dafür war die Behandlungsdauer mit 2.5 Jahren deutlich länger. Das hätte mir aber nichts ausgemacht. Ich wartete damals schon seit 12 Jahren. Deshalb kam es mir auf ein Jahr mehr oder weniger auch nicht mehr an. Nach der aktiven Phase war ein Kleberetainer vorgesehen gewesen. Der Preis war trotz der deutlich längeren Behandlungsdauer viel tiefer als in Zürich. Ich dachte: «Jeckpot!» und war fest entschlossen es durch zuziehen.

    Als ich aber den KFO fragte, wie es ablaufen würde, wenn ich, nach einem Jahr Singapur verlassen würde, wollte er wissen wieso? Als ich wahrheitsgetreu sage, dass ich befristet angestellt sei, machte er es zur Bedingung, dass ich die gesamte Behandlung im Voraus bezahlen müsse. Er versprach leider nur mündlich, er würde mir die nicht gebrauchte Summe auszahlen und mir alle Akten übergeben, wenn ich Singapur verlassen würde. Schriftlich wollte er mir das aber nicht zusichern.

    Trotz dem für einen Studienabgänger sehr guten Verdienst hatte ich nicht so viel Geld, um die ganze Beladung auf einmal zu bezahlen. Zudem hätte ich jedes Druckmittel aus den Händen gegeben. Das Risiko am Ende den zweiten Teil der Behandlung doppelt zu bezahlen, war mir auch viel zu gross. Das konnte ich mir trotz dem guten Lohn nicht leisten.

    Die Akten jenes KFO habe ich nie erhalten. Ich danach noch bei vier anderen KFOs in Singpour. Auch bei einem chinensichen, der in einem Hinterhof unter freiem Himmel Brackets klebte, von denen man nicht wusste, ob sie einem im Mund davon rosten. Aber alle vier machten einen Rückzieher, wenn sie hörten, dass ich wahrscheinlich nur noch ein Jahr in Singapur sein werde.

    Nach diesen Enttäuschungen rückte der Wunsch nach einer Zahnregulierung für einige Zeit etwas in den Hintergrund.

    Mit 29 Jahren

    Nach Singapur arbeite ich für 6.5 Jahre an einem Universitätsinstitut in Melbourne in Australien. Dort promovierte ich erfolgreich. Während dieser Zeit lernte ich meine Ex-Freundin kennen, wir zogen zusammen und bekamen zwei Kinder. Sie sind heute 15 und 17 Jahre alt. Es war eine sehr strenge, aber auch sehr glückliche Zeit.

    2008 versuchte ich in Melbourne ein weiteres mal, meine Zähne in Ordnung zu bringen. Meine Ex-Freundin ermutigte mich damals, dieses Problem endlich anzugehen. Ich ging erneut zu einem Kieferorthopäden. Der schaute mir nur kurz in den Mund und meinte: «Sie haben eine gute Okklusion. Seines sie dankbar dafür. Sie benötigen keine Spange. Was wollen sie von mir?» Ich erklärte es ihm und er sagte mir: «Mit bald 30 sind sie etwas zu alt für solche unnötigen Korrektoren. So was machen wir nicht. Machen sie Platz für die Jüngeren, welche es wirklich benötigen.»

    Das hatte gesessen und diese Lüge begann ich zu glauben.
     
  6. Flurin

    Flurin Active Member

    Über 30:
    Nach der krassen Ansage des KFO in Melbourne habe ich nicht noch einmal versucht an meine Zahnstellung zu verbessern. Bis vor wenigen Tagen.

    Nachdem ich in einer grossen persönlichen Kreise, Australien fluchtartig verlassen hatte, arbeite ich 9 Saisons als Tauchlehrer, in Fiji, Mosonbique, Elba (Italien), Cairns (Australien), Iceland, Koh tan (Thailand), Ägypten (Safaiboot), Synchellen und Okinawa (Japan). Jede Saison an einem anderen Ort, was kein KFO mitmachen möchte. Mehrfach arbeite in Ländern, wo ich nicht zu einem Zahnarzt zu gehen wagte. Die Jahre als Tauchlehrer leben ich sowieso zum Teil von meinem Ersparten. Ich hätte eine Spange zwar bezahlen können, aber hätte mich anderswo einschränken müssen. Deshalb dachte ich 4.5 Jahre lang nicht mehr gross über eine Zahnregulierung nach.

    Ich habe mich damit abgefunden, dass es mit über 30 nicht mehr sinnvoll sei eine Zahnspange zu tragen. Auch mein Psychologe reit mir kurz darauf – aus gutem Grund – dazu mich damit zu arrangieren und mit dem als Kind erlebten endlich Frieden zu schliessen. Und das habe ich auch getan. Ich habe meiner Mutter wirklich vergeben können. Heute können wir offen miteinander über den Abbruch meiner Behandlung als Kind sprechen. Ich bin schon lange nicht mehr sauer auf meine Mutter. Und es war richtig und wichtig mich selbst auch inlausiv meinen schrägen Zähnen anzunehmen. Mein Missverständnis war es aber, dass ich irgendwie dachte, dass diese Selbstannahme das Problem aus der Welt schaffen würde.

    2014, als ich in die Schweiz zurückkehrte, gab es nochmals eine Zeit wo ich kurz davor stand, erneut zu einem KFO zu gehen. Ich verwarf aber das Vorhaben, mit dem Gedanken, das ich mich damit abgefunden hätte und ich nicht weiter darüber nachdenken sollte.

    Als mich 2018 die Nachricht erreichte, dass meine Tochter nun eine feste Zahnspange trägt, rang ich erneut mit mir. 2021 wurde mein Sohn bespannt und erneut kam alles wieder in mir hoch. Ich war auch gleichzeitig sehr dankbar, das ihnen kein Behandelungsabbruch droht. Ihr australischer Health Insurance Plan alles abdeckt. Und selbst wenn das nicht der Fall wäre würde ich nicht zögern die Kosten zu übernehmen. Jedes mal wenn ich meine Kinder traf und ihre Spangen sah, wurde ich neidisch. Ich sagte mir aber immer wieder: «Mit über 40 ist es nun wirklich viel zu spät.» Und erneut fand ich mich damit ab. Mein Sohn sollte Mitte dieses Jahr seine Brackets raus bekommen.

    2020 hatten wir einen Praktikanten in meinem Labor, der eine auffällige feste Spange mit grossen Standardbrackets und farbigen Gummis getragen hatte. Obwohl ich nicht schwul bin, war ich hin und wie elektrisiert von deinem silbernen Lächeln. Sehr viele Emotionen kamen in mir hoch. Keine sexuellen oder romantische. Aber dieser Junge Mann erinnerte mich in sehr vielem an mich selbst, als ich nach dem Studium in Singapur arbeitete. Ich war wirklich neidisch auf seine Spange und ich wünschte mir, dass ich ihn wäre.

    Der 5 Anlauf:
    Vor wenigen Wochen hatte ich einen guter Freund aus Australien zugast, den ich schon lange nicht mehr gesehen habe, weil er heute in Kanada lebt. Ich bin beinahe umgefallen, als ich bemerkte, dass er ein feste Spange trägt. Er ist nur ein Jahr jünger als ich.

    Ich wollte sofort wissen, wie es dazu gekommen sei. Er erzählte, dass er nie behandelt wurde, weil seine Eltern das nicht wollten. Er habe aber jahrelang unter seinen krummen Zähen gelitten. Vor einem Jahr habe er beschlossen das Problem endlich aktiv anzugehen und nun seine seine Zähe schon beinahe perfekt. Er präsentierte mir stolz seine Zähne.

    Ich war platt. Wieso wussten wir nicht voneinander, dass uns beide dasselbe beschäftigte? Und noch mehr traf es mich wie ein Schlag, dass es eine Lüge ist, dass eine KFO-Behandlung mit über 30 oder 40 nicht mehr sinnvoll ist.

    Ich erzählte ihm meine ganze Zahnspangen-Geschichte, von der er nichts wusste. Er war wirklich sehr betroffen und ermutige mich, es endlich anzugehen und nicht ernaut aufzugeben. Er habe bisher gute Erfahrungen gemacht mit seiner Spange. Trotz den temporären Schmerzen.

    Als ich mein Freund verabschiedet hatte, setzte ich mich an mein Notebook und suchte im Internet die nächste KFO-Praxis. Bei der ersten die ich fand, konnte ich als erstes auf der Homepage in gross lesen: «Erwachsenenbehanldung» und direkt darunter: «Es ist nie zu spät um gerade Zähe zu bekommen. Wir behandeln Menschen in jedem Alter und egal aus welchen Gründen.» Mir ist klar, dass das nur Marketingfloskeln sind. Aber nur schon die Tatsache, das sie das oben auf die Homepage setzen zeigt, dass ich sicher nicht unwillkommen sein werde. Es handelt sich um eine Gemeinschaftspraxis von vier KFO. Das überzeugte mich und deshalb habe ich nun am 14. März vor dem Mittag ein Termin dort.

    Ich habe sehr gemischte Gefühle. Ich habe Angst erneut enttäuscht zu werden. Ich habe Angst nicht klar sagen zu können was ich möchte. Ich habe Angst nicht alles fragen zu können, was ich waren will oder sollte. Aber eines weiss ich: Wenn es nicht diese KFO-Praxis ist, werde ich einfach zur nächsten gehen. Heute gibt es zum Glück mehrere davon hier. Diese mal gebe ich nicht mehr auf, solange es keine medizinischen Gründe dafür gibt.

    Finanzielle Hindernisse gibt es heute zum Glück keine mehr. Ich bin nicht arm. Und ich werde mir auch nicht noch einmal einreden lassen, dass ich zu alt sei. Ich will nun möglichst schnell meine Brackets bekommen. 31 Jahre sind endgültig genug Behandlungsunterbruch. Go for it!
     
  7. MrsCatPower

    MrsCatPower Member

    Lieber @Flurin

    auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Ich habe deine Geschichte gebannt gelesen und finde es wirklich super, dass du dich trotz der negativen Erfahrungen in der Vergangenheit dazu entschlossen hast, einen neuen Anlauf zu wagen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der nächste KFO dich wegschicken wird, erst Recht nicht, wenn er mit Erwachsenenbehandlung wirbt. In meiner Praxis, die dies auch tut, habe ich etwa zur Hälfte erwachsene Patienten und Patientinnen gesehen. Die Zeiten haben sich wirklich geändert. Wenn du beim Arzt ein komisches Gefühl hast, dann gib nicht auf sondern geh zum nächsten. Es ist wichtig, dass ein Vertrauen da ist, erstens zahlst dafür nicht nur eine Menge Geld sondern wirst auch alle 4-6 Wochen auf dem Behandlungsstuhl sitzen. Da muss es einfach passen!

    Bitte berichte unbedingt, wie der Arztbesuch Mitte März abgelaufen ist. Ich drücke dir alle Daumen!

    Liebe Grüße!
     
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  8. RM2017

    RM2017 Well-Known Member

    Lieber Flurin,

    Deine Geschichte muss erst bei einem ankommen, das braucht Zeit.
    Wer bei so vielen Fehlversuchen trotzdem dran bleibt, ist stark und
    wird es schaffen, nach diesem unglückseligen vorzeitigem Behandlungsabbruch
    wieder neu anzuknüpfen.
    Dass Dich die ganzen Fehlversuche, die Zurückweisungen und die Betrugsversuche
    in Singapur nicht abhalten können , spricht für Dich.

    Es ist nie zu spät, ich war viel älter, als ich die zweite KFO-Runde begann.
    Deine Schilderungen erinnerten mich an eine Szene am Elternsprechtag meiner Kinder.
    Da sprangen viele Jugendliche mit Brackets im Mund herum, aber eine Frau fiel mir auf,
    sie stand vor mir in der Elternschlange - und war metallisch bespangt, wie ihre Tochter.

    Damals war das nicht so selbstverständlich, aber mir wurde klar, es ginge doch noch.
    Schade, dass ich dann noch Jahre gewartet habe, bis ich mich dafür entschied.

    Wir hier verfolgen gespannt Deine Geschichte, werden Dir helfen, so gut wie möglich
    erst einmal über das erste KFO-Gespräch zu kommen.
    Wenn es einmal läuft, dann läuft es.

    Alles Gute für Dich auf Deiner Zahnspangenreise, vom Start bis zum Ziel:).

    LG RM

    PS: Einen sehr ansprechender Avatar hast Du gewählt.
     
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  9. Flurin

    Flurin Active Member

    Istzustand

    Meine Fehlstellungen sind wahrscheinlich nicht so gravierend wie bei anderen. Aber bis heute ist der halbfertige Stand der abgebrochenen Behandlung weitgehend erhalten geblieben. Meine Mutter hatte damals insofern nicht unrecht, dass meine Zähen tatsächlich nicht mehr so wild in der Gegen stehen wie noch zu Behandlungsbeginn. Wenn ich spreche oder lächelte, ist sogar alles mehr oder weniger symmetrisch. Blickt man frontal auf meine Zähne sieht alle sogar irgendwie harmonisch aus. Aber das täuscht.

    Die Bilder unten sagen wohl mehr als viele Worte.

    Meine Prämolaren, Molaren sind jeder für sich selbst relativ gut ausgerichtet, soweit ich das beurteilen kann. Aber zwischen den Prämolaren und Molaren habe ich oben wie unter, rechts wie links eine grosse Lücke. Sieht man leider auf den Bildern nicht. Muss mal noch weiter in den Mund ihnen fotografieren. Diese Lücken halbierten sich, als die Weisheitszähne kamen. Aber weg sind sie noch lange nicht. Es bleiben immer noch zwischen ca. 3 bis 5mm zu schiessen.

    Meine Okklusion ist trotz allen Fehlstellungen nahezu perfekt. Das ist der grosse Widerspruch. Oder wohl eher Resultat der erstaunlich guten Arbeit des alten KFOs bei dem ich anfangs der 90er-Jahre war. Die Kieferumforumg war beim Behandelungsabbruch offenbar schon nahezu abgeschlossen gewesen.
     

    Anhänge:

    Zuletzt bearbeitet: 26 Februar 2023
  10. RM2017

    RM2017 Well-Known Member

    Servus Flurin,
    ja, wenn man diese Fotos ansieht, denkt sich jeder vorab, was will man denn da regulieren,
    außer leichten Verdrehungen und etwas Engstand ist doch gar nichts da.
    Der alte KFO hätte wahrscheinlich anschließend 5:5 weiter geschoben, bis zum Lückenschluss.

    Durch den Durchbruch der Weisheitszähne wurden sicher die 7er und 6er von der anderen Seite
    in die Lücken geschoben, darum sind diese heute kleiner.

    Wenn die Frontalaufnahme Deinen Schlussbiss zeigt, so erscheint er bei den Schneidezähnen
    etwas zu offen, kann aber auch nur auf dem Bild so aussehen.

    Seitliche Fotos von der Okklusion wären interessant, vielleicht kannst Du dann die vom KFO angefertigten
    im März einstellen.
    Welches ist nun der gefährdete Zahn, der vielleicht vorab eine Krone oder ein Band zur Sicherung
    benötigt?
    Jedenfalls "behandlungswürdig" ist die Zahnstellung, als "sinnlos" erscheint mir da nach Deinen
    Schilderungen Dein Wunsch nicht.

    Bleib dran und bleib geduldig, nichts überstürzen und den KFO mal zu Wort kommen lassen:).

    LG RM
     
  11. Coralle

    Coralle Member

    Hallo Flurin,

    mensch, da hast du aber eine lange Reise hinter dir!
    Ich finde es gut, dass du dir deinen Traum nun verwirklichst. Ob die Fehlstellung nicht so gravierend ist wie bei anderen, ist doch unerheblich. Du musst dich mit deinen Zähnen wohlfühlen und wenn die Behandung dafür nicht so aufwändig wird, ist das doch wunderbar!

    Ich bin sehr gespannt, was du von deinem Termin berichtest und freue mich, wieder von dir zu lesen!

    VG
    Coralle
     
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  12. DanielFr

    DanielFr Member

    Viel Erfolg bei deinem Termin heute. Berichte uns :)
     
  13. Flurin

    Flurin Active Member

    Erster KFO-Termin

    @DanielFr
    Klar, Berichte ich euch und ich freue mich, wenn auch du wieder berichtest!

    @alle
    Ich bin nicht bei jedem Fachbegriff sicher, ob ich sie korrekt wiedergebe. Ich habe ein weit überdurchschnittliches visuelles Gedächtnis. Aber ich bin relativ schwach mir einzelne Begriffe zu merken, die ich nur akustisch gehört habe. Was mir aber von einem solchen Gespräch bleibt, sind Zusammenhänge und Sachverhalte. Deshalb verzeiht mir bitte wenn ich im Folgenden etwas nicht korrekt benenne.

    Erstbesuch beim KFO:

    Nun ein kurzer Bericht über meinen ersten KFO-Termin seit Jahren. Heute Vormittag um 10:15 bin ich von meinem Arbeitsplatz losgefahren, mit einem etwas ambivalentem Gefühl im Bauch. Einerseits war ich sehr aufgeregt und gelichzeitig war ich sehr ruhig, weil ich mich vorbereit hatte. Unteranderem auch dank diesem Forum.

    Um 10:25 stand ich vor dem Empfang und füllte das administrative Formular für Neupatienten aus. Nein, schwanger bin ich nicht und nein habe ich auch nicht geplant. :) Und nein, Drogenabhängig bin ich auch nicht. ;-) Kaum war ich fertig mit Ausfüllen, kam auch schon die Assistentin, um mich in den Behandlungsraum 6 zu führen. Es gibt 6 voneinander durch Glas getrennte Behandlungsräume. Weitgehend schalldicht. Alle mit direktem Blick auf die Berge, vom Behandlungsstuhl. Nach etwa 2 Minuten erschien der KFO. Er ist geschätzt etwa 35 Jahre alt und eine sehr offene und einladende Persönlichkeit.

    Zuerst wolle er wissen, wieso ich bei ihm sei. Ich sagte ihm nur, dass ich als Kind eine Spange gehabt hätte aber die Behandlung abgebrochen wurde. Zudem sagte ich ihm, dass ich eine Paradentose habe. Dann untersuche er meinen Mund und mass mehrere Punkte. Dabei diktierte er der Assistentin, was er feststellte und sie tippte es in dem Computer. Dann nahm er Zahnseide und prüfte bei mehreren Zähnen wie eng sie sehen. Dann kam die Parodontalsonde zum Einsatz.



    Danach dufte ich am Tisch vor dem Bildschirm Platz nehmen. Er zeige einige Animationen, wie er gedenkt mich zu behandeln.


    Zuerst erklärte er mir seine vorläufige Diagnose:

    Meine Okklusion sei erstaunlich gut, für die vorhandene Kieferfehlstellung und die Lücken, wie er sagte. Dazu diagnostizierte er einen Engstand und die grossen Lücken, zwischen Pärmolaren und Molaren. Soweit nichts neues für mich. Platz hätte ich genug, um den Engstand aufzulösen. Das Problem sein viel mehr meine Kieferstellung. Und deswegen gehe das nicht ganz so einfach.

    Ich habe offenbar einen Vorbiss. Nicht sehr massiv, aber scheinbar sehr folgenschwer für die Behandlung. Allerdings habe ich scheinbar kein keinen Vorbiss im Endbiss, weil die Zähne in der Vergangenheit entsprechen gekippt wurden. (Ich weiss nicht ober diesem Satz fachlich korrekt ist? Der KFO hatte es mit ganz anderen Worten erklärt. Aber ich weiss nicht mehr wie. Ich hoffe es ist trotzdem verständlich.) Meine oberen Frontzähne stehen viel zu weit vorne und die Unteren sind nach hinten gekippt. Meine Kieferkonchen passen nicht richtig übereinander im Frontbereich. Im OK stünden die Zähne wahrsch. so weit vorne im Kochen, dass sie aus den Knochen wandern würden, wenn nur der Entstand allein behandelt würden. Die Röntgenbilder würden mehr Klarheit schaffen. Und das erkläre auch ein grosser Teil meiner Paradentoseprobleme. Besonders die freilegenden Zahnhälse, meinte er.

    Ich hätte ein "Klasse 3"-Fehrlstellung ... fragt mich nun bitte nicht nach welcher Klassifikation? Die konnte ich mir nicht merken. Also doch alles etwas komplexer als ich jahrelang dachte! Oder will er nur verdienen? Jedenfalls hatte er sehr präzise erraten, wie meine Spange aufgebaut war die ich als Kind getragen habe. Das sähe man immer noch gut.



    Zur Behandlung:

    Er empfahl eine MBA oben und unten. 4 Bänder seine sicher notwendig. Und vor allem der extensive Gebrauch von Elastics um den Vorbiss in den Griff zu bekommen. Es seien neben der MBA wahrsch keine Zusatzgeräte nötig. Die Elastics sollten offenbar reichen. So massiv sei der Vorbiss auch wieder nicht.

    Vorläufig geschätzte Behandlungsdauer: 1.5 bis 2 Jahre.

    Geschätzte Kosten: 6'000 bis 8'000 CHF.

    Danach haben wir sehr offen gesprochen. Ich fühlte mich sehr wohl und mir wurden mehr Fragen beantwortet als ich fragen wolle, ohne dass ich extra danach fragen musste. War alles ganz entspannt und er ging detailliert auf mich und meine Fragen ein.



    Alternative Behandlungsmethoden:

    Von Anlegerscheinen rät er dringen ab, weil dies wahrscheinlich nur dazu führen würde, dass der 13 bis 23 nach vorne aus dem Knochen wandern würden. Zudem sein es schwieriger mit Anlegern die Kippungen und Rotationen zu korrigieren.

    Alle anderen Losen Spangen hätten dieselben Probleme, wie Anlegerscheinen und dazu noch viele mehr.

    Eine Lingualspange wäre möglich, aber mit einer viele längeren Behandlungsdauer. Davon rate er dringen ab. Ich sein wirklich kein geeigneter Fall für eine Lingualspange.

    Als Alternative sähe er einzig noch den "Hollywood-Weg" (Zitat): Die Zähne sehr massiv zurechtschleifen und mit Keramikschalen neu aufbauen. Dazu sei er aber der Falsche und er empfehle es wirklich nicht. Günstiger sei das nicht, aber es würde nicht Monate oder Jahre dauern, sondern nur etwa 8 Sitzungen.

    Ich selbst bin auch immer von einer MBA ausgegangen, die ich bräuchte. Deshalb passt das sehr gut.

    Andere Punkte über die wir besprochen haben:

    Mein Problemzahn (der 16), der oben beinahe nur noch aus einer grossen Füllung besteht, könnte man scheinbar auslassen. Das Band käme auf dem 17er. Der 16 wäre ohne ein Bracket und der 15 würde das erste Bracket tragen. Weil meine Molaren perfekt stünden, wäre dies eine gute Möglichkeit und diesen Zahn nicht unnötig zu belasten. Er würde sich hüten meine Molaren irgendwie zu bewegen. Die stünden perfekt und dort brauche es nur die Verankerung mit den Bändern.



    Paradentose: Ich hätte Zahnfleischtaschentiefe von durchschnittlich 3 bis 3.5mm. Das sei gerade an der Grenze zwischen gesund und krank. Aber ich hätte keine gelockerten Zähne und derzeit sei nichts entzündet. Er sehe deshalb keine Probleme bei der Kombination von fester Zahnspange und meiner Paradentose. Aber ich müsste öfter als andere zur Dentalhygienikerin, während ich die Spange trage. Das würde er gerne eng absprechen mit der Dentalhygienikerin, damit man allfällige Veränderungen rechtzeitig bemerken würde.


    Längere mehrmonatige Geschäftsreise: Das sei kein Problem, denn er könne die Spange entsprechend vorbereiten. Wenn es länger als 3 Monate gehen, würde es auf einen temporären Behandlungsstillstand hinauslaufen. Aber das sei weiter nicht schlimm ausser, dass die Brackets erst später wieder rauskämen. Im Notfall müsste ich zu einem lokalen KFO gehen. Ein solcher KFO könne ihm auch telefonieren oder schreiben, wenn es nötig wäre. Zudem würde er mir z.B. Gummiligaturen als Ersatz mitgeben und mir zeigen, was ich im Notfall selbst "reparieren" könnte. Sie hätten sogar eine Anleitung für kleine Notfallreparaturen.



    Risiken der Behandlung: Das grösste Risiko sei, dass der Vorbiss nicht wie geplant mit Elastics korrigiert werden könne. In diesem Falls wäre eine OP nötig. Das andere Risiko betreffe die Wurzeln meiner oberen Vorderzähne. Mit der MBA könne man dieses Risiko normalerweise gut kontrollieren, aber eine Restrisiko bleibe immer, bei so wenig Knochen vor den Wurzeln. Wie gross dieses Risiko wirklich sei, könne er erst mit den Röntgenbildern abschliessend beurteilen. Aber es seine wahrscheinlich besonderen Massnahmen nötig. Leider habe ich nicht gefragt welche.

    Als Retinier wäre ein lebenslanger Klebereretrainer und zusätzlich in die ersten Jahre eine Tiefziehescheinen für die Nacht vorgesehen. Von einem Hawley-Retinier rät er, bei meiner Fehlstellung ab. Eine Tiefziehescheinen hätte bessere Möglichkeiten die Frontzähne langfristig zu stabilisieren.

    Autismus Spektrum: Meiner Beeinträchtigung gegenüber war er sehr offen. Solange ich ihnen Feedback geben könne, wenn etwas nicht passe, sei das für ihn kein Problem. Da müsste ich einfach offen sagen wenn etwas störe. Und ich sei ja augenscheinlich weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen. Ich sei nicht der erste Autist, den er behandle.

    Tauchen: Mein Hobby, das Tauchen sollte keinen Einfluss auf die Behandlung haben. Da sieht er gar keine Probleme.


    Weiteres Vorgehen:

    Die ausführliche Untersuchung mit röntgen und 3D-scannen findet am 11.4.2023 statt und die Besprechung der endgültigen Diagnose und des Behandlungsplans am 15.5.2023. Er wird also frühestens Mitte Juni werden, bis ich besprangt werde.

    Eine Zweitmeinung will ich auch noch hören und ich gegen noch in den Urlaub. Es wird Juli werden. Aber endlich geht es vorwärts.

    Um 12:05 stand ich wieder auf der Strasse und ging zum Mittagessen.
     
    Zuletzt bearbeitet: 14 März 2023
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  14. DanielFr

    DanielFr Member

    Danke für deine Infos. Das klingt doch eigentlich ganz positiv.
    Wären das Metall Brackets oder Zahnfarbene?

    ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg für deine weiteren Schritte!
     
  15. Flurin

    Flurin Active Member

    @DanielFr

    Über die Art der Brackets haben wir nicht gesprochen. Das wird sich wahrscheinlich erst am 15.5.2023 klären, falls ich bescheisse bei diesem KFO weiter zu machen.
    Ich persönlich tendiere stark zu Standardbrackets. Und auf dem Weg vom Wartedimmer in den Behandlungsraum ist mir einer Junge mit Standardbrackets auf den Zähnen entgegengekommen. Es gibt sie also im Angebot. Ist hier nicht überall so.
    Aber ich würde gerne zuerst hören, was der KFO mir empfiehlt und vor allem wieso.
     
  16. aquarius

    aquarius Member

    Hoi @Flurin

    Wow, das freut mich sehr für dich, dass dein Ersttermin so gut gelaufen ist, und es bei dir bald auch losgehen kann. Juli ist ja nicht mehr so weit weg. :)

    Wenn ich deinen Bericht lese, denke ich, dass wir zwei offenbar eine ganz ähnliche Fehlstellung haben und auch eine ziemlich ähnliche Behandlung erhalten. Von dem her ist der Preis von 6-8 "Kilofranken" sicherlich OK. Bei Mir liegt der Preis für 1,5 - 2 Jahre bei ca. 7000.- Fr.

    Ich würde auch stinknormale Metallbrackets wählen. Die Mitmenschen sehen so auf den ersten Blick, dass du eine Spange trägst und fragen dann meistens gar nicht weiter nach. Zum anderen kannst du dir deine Lieblingsfarbe für die Gummiligaturen aussuchen;)

    Ich wünsche dir nun viel Geduld und Vorfreude auf die nächsten Termine.

    Liebi Grüess

    aquarius
     
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  17. Flurin

    Flurin Active Member

    Allegra! Aquarius

    Ja, wir scheinen einiges Gemeinsam zu haben. Nicht nur dass wir im selben Land leben, sondern auch bei den Zähnen.

    Ich sehe aber mit meinem heutigen Wissensstand auch einige Unterscheide.
    Meien 4 Molaren sehen perfekt. Ich habe keinen offen Biss und kein Kreuzbiss. Aber beim Vorbiss oder bei dir Kopfbiss gibt es sicher Ähnlichkeiten.
    Dafür besteht bei mir die Problematik - die du nicht hast - mit den Zähnen die den Kiefer verlassen könnten, wenn man keine "besondere Massnahmen" trifft. Das war nicht der Befund den ich hören wollte. Und was es bedeutet, weiss ich im Detail noch nicht.
    TPA und wahrscheinlich auch "Operation Jellyfish" wird werde ich nicht brauchen.
    Aber ob es deshalb einfacher oder günstiger als bei dir wird weiss ich noch nicht?

    Zudem habe ich noch keinen Behandlungsplan. Ich denke dort könnte plötzlich doch noch eine TPA oder sowas auftauchen. Mal sehen. Mal sehen, was beim "grossen" Untersuch noch alles neues rauskommt.

    Das Aussehen mit der Spange spielt für mich keine grosse Rolle. Ich finde es nicht schlimm wenn jemand eine auffällige Spange trägt. Wie du sagst, dann ist mit Metallbrackets für alle gleich klar worum es sich handelt. Aber Keramik hat für mich einen Logikfehler. Und der stört mich beinahe mehr als wie es aussieht. Der Logikfehler: Man will etwas verstecken und es ist trotzdem immer sehr gut sichtbar. ERROR! Meine Meinung und ich will damit niemandem zu nahe treten. Muss jeder selbst für sich entscheiden.

    Ich mag wirklich irgendwie nicht warten bis es bei mir losgeht. Aber ich sehe ein, dass eine Zweitmeinung wichtig ist und die Abklärungen einfach ihre Zeit brauchen. Die Neuigkeiten von gestern bin ich immer noch am verarbeiten. Und deshalb ist es gut, bekomme ich nicht schon jetzt gleich die Zahnspange. Und ich würde es mir später nicht verzeihen, wenn ich mir zu wenig Zeit für die nötigen Abklärungen genommen hätte.

    Ich wünsche dir wenig Schmerzen und sonst vier Spass mit den legalen Drogen.
    Grüessli Flurin
     
  18. Flurin

    Flurin Active Member

    Die Untersuchung

    Heute Vormittag war ich für 40 Minuten in der KFO-Praxis. Der "grosse" Unter such wurde gemacht.

    Im Voraus war ich etwas nervös. Aber als ich im Wartezimmer sass, war ich wirklich tiefenentspannt.

    War alles soweit sehr unspektakulär. Mein KFO war nicht anwesend. Er hatte sich scheinbar das Knie kaputt gemacht. Deshalb musste der Orthopäde musste zum Orthopäden;) und ersterer liege nun im Spital und erholt sich von der Knie-OP.

    Eine Zahnärztin der Gemeinschaftspraxis hat die ganzen Untersuchung gemacht. Scannen, fotografieren und röntgen. Dann kam noch kurz die zweite KFO der Praxis und kontrollierte die Arbeit der Zahnärztin. Danach fragte sie mich ob ich schon einen nächsten Termin hätte und ob ich noch Fragen habe, die nicht bis zur Besprechung warten könnten? Leider können sie nicht viel zur Diagnose oder der Behandlung sagen, weil sie zuerst alles lesen müsste.

    Alle Aufnahmen werde ich in den nächsten Tagen per E-Mail erhalten, für die Zweitmeinung. Und mein KFO im Spital werde es auch erhalten, damit der im Spitalbett planen könne, oder so. :D Er werde mir wahrscheinlich noch diese Woche anrufen.

    Das wars.

    Der Termin für die Besprechung ist am Montag 15.5.2023.
     
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  19. aquarius

    aquarius Member

    Hoi @Flurin

    Ich freue mich für dich, dass du nun einen Schritt weiter bist mit deinem Vorhaben.

    Ich wünsche dir, dass dir die Wartezeit bis zum Besprechungstermin am 15. Mai nicht so lange vorkommt wie bei mir. Für mich war die Wartezeit mühsam. Aber eine gute Planung braucht halt ein wenig Zeit (vor allem vom Spitalbett aus ;-) )

    Jetzt wünsche ich dir ein schönes Wochenende.

    LG

    aquarius
     
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  20. Flurin

    Flurin Active Member

    Telefongespräch mit dem Kieferorthopäden

    Am Freitag Nachmittag hat mir der KFO angerufen.

    Er habe sich meine am Dienstag erstellen Unterlagen und Bilder angesehen. Keine grossen neuen Überraschungen. Aber er müsse CT-Bilder und Knochendichtemessungen haben, wegen meinen oberen Frontzähnen. Auf den nun vorliegenden Röntgengenbildern sähe er zu wenig. Die Wurzlen sähen zwar viel besser aus als erwartet. Wie er den 13er bis 23er aus der Gefahrenzone "manövrieren" könne sähe er aber zu wenig gut. Je nach Situation brauche es anderen Massnahmen. Es könne auch gut sein, dass die CT-Aufnahmen zeigen würden, dass keine speziellen Massnahmen nötig seines. Drauf ankommen lassen wolle er es aber nicht. Zu riskant.

    Er überweisest mich nun an einen Kieferchirurgen im Spital. Dort muss ich ins CT und Ultraschellknochendichtemessungen machen. Das Spital wird sich bei mir melden. Es ist nach wie vor keine Operation geplant, sondern nur genauere Untersuchungen, dein der KFO nicht selbst machen kann, aber der KFC schon.

    Abgesehen von den Frostzähnen sei für ihn alles klar. Leider könne er ohne die CT-Bilder nicht wirklich planen. So wenig Knochenüberdeckung über Zähnen sähe er selten. Aber es werde eine gute und sichere Lösung geben. Mit der MBA habe man das im Griff. Ich solle ganz unbesorgt sein.

    Mir kann es recht sein, wenn diese Risiken genau abgeklärt werden. Besser jetzt genau als später unschöne Überraschungen erleben zu müssen.
     
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