Lingualbogen im UK - unnötig?

Guten Abend,
ich richte mich nun mit einem Problem an euch, vielleicht hat der ein oder andere ähnliche Erfahrungen erlebt. Kurz zu meiner Vorgeschichte: Ich habe einen starken Engstand im gesamten Kiefer und meine Zähne müssen rotiert und gekippt werden. Zusätzlich müssen wir 2 Zähne im OK & 2 Zähne im UK gezogen werden (also volles Programm). Ich habe nun im UK einen Lingualbogen bekommen, der dazu dient meine Backenzähne zu fixieren, bis meine Eckzähne nach vorne gewandert sind. Das Problem ist, ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie ich damit die nächsten Jahre leben soll (bin Privatpatient). Daher hab ich mich auf die Suche gemacht und geschaut, wie notwendig denn ein Lingualbogen ist. Tatsächlich gibt es mehrere Menschen die auch die Zähne gezogen haben (1:1 die selben wie ich) und keinen Lingualbogen tragen müssen. Daher stell ich mir die Frage: Ist der Lingualbogen überhaupt notwendig? Ich kann mir nämlich leider sehr gut vorstellen, dass man durch mich sehr viel zusätzlich abbuchen kann und es eigentlich keine Notwendigkeit darstellt.

 

Tut mir leid, Bambi, aber das kann nur ein KFO beantworten.
Was ist dein Problem mit dem Bogen? Nur Geld oder der fehlende Tragekomfort? Ich hab auch innenliegende Brackets.

 

Es ist das Problem, dass ich der Bogen mit körperlich und seelisch zusetzt. Der Bogen drückt gegen meinen einen Eckzahn und meine Zunge kann ich nur bedingt bewegen, da er sehr viel Platz einnimmt.
Lange am Stück sprechen kann ich nicht, da es dann extrem unangenehm wird. Freude am Essen hab ich auch nicht, weil die Zunge das Essen nicht schieben kann aufgrund des Bogens.

Vielleicht gibt es ja ähnliche Genossen, die ohne Lingualbogen ausgekommen sind. Werde aber aufjedenfall Montag nachfragen. Trotzdem nehme ich Erfahrungsberichte gerne entgegen.

 

Hallo Bambi,
ich hatte auch einen massiven Engstand in der UK-Front und dazu einen offenen Biss.
Dieser ist durch Druck entstanden, den meine Zunge auf die Frontzähne ausgeübt hat.
Ich hatte eine vollkommen falsche Schlucktechnik. Wenn der Lingualbogen Deine Zunge so stark
irritiert liegt das wahrscheinlich weniger an dem Bogen und vielmehr an einer falschen Zungenmotorik.
Lass Dir vom KFO ein Rezept zur Logopädie ausstellen.
Mir hat das sehr geholfen.

 

Nach der aktiven Behandlung bekommst Du im UK ohnehin einen festen Retainer und
der sollte Deiner Zunge auch nichts ausmachen.
Lass das beim Logopäden abklären.

 

Hi, @Bambi !

Ist ein schwieriges Thema, Lingualbögen sind bei den meisten Forist:innen hier nicht so vertreten.
Viele sind schon zum zweiten Mal in KFO- Behandlung und ein paar Jahre älter.

Hast Du auf 5ern und 6ern Bänder zur Stabilisierung?
Stehen die Eckzähne, die in die Lücke der extrahierten 4er wandern sollen, außerhalb der Zahnreihe?

Wenn der Eckzahn zu wandern beginnt, wird der Bogen ihm doch keinen Druck mehr geben?
Hast Du auch schon Brackets?

Im Oberkiefer gibt es keinen Bogen zur Stabilisierung der Mahlzähne?

Was steht denn in Deinem Heil- und Kostenplan? Ich weiß, ist viel auf "fachchinesisch ", da können wir Dir beim Übersetzen helfen.

Eines kann ich als "alter Hase" Dir versprechen, man gewöhnt sich an alles. Bei manchen dauert es länger, bei einigen geht es überraschend schnell und schmerzfreier vor sich, aber irgendwann vergisst man die Brackets und das Zubehör im Mund, zumindest so lange man nicht essen will .

Ich selbst hatte für ein halbes Jahr gleich zwei Bögen im UK, das war anfangs auch ziemlich grausam.

Dein Lingualbogen wird auch nur für ein paar Monate nötig sein, sicher nicht über die ganze Behandlungszeit.

Die Zungen gewöhnen sich sehr schnell an die Reizungen, ich verwendete viel Kamistad-Gel zur Behandlung der wunden Stellen.

Gegessen habe ich sehr lang nur Püriertes, ich war ziemlich feig, aber als Gemüse- und Obst- Fan probierte ich viele neue Rezepte damit aus- immer unter Einsatz meines besten Freundes : mein Turbo- Stabmixer.

Hast Du hier im Forum schon die Suchfunktion ausprobiert- es gibt ein paar Einträge zu Lingualbögen, schau mal nach, wenn Du Lust hast.

Wichtig ist, dass Du Dich beim KFO traust, Fragen zu stellen. Er muss antworten und Lösungen finden, das gehört zu seinem Beruf dazu.
Ich hab mir alle Fragen notiert und bin sie durchgegangen, vorher hab ich meinen Mund gar nicht geöffnet.


VG RM

 

Ich hatte vor dem Lingualbogen in keinster Art und Weise Probleme mit dem Sprechen oder Schlucken. Bei mir ist der Engstand durch die Bildung meiner Zähne gekommen. Ich habe im Vergleich zu meinem Kiefer große Zähne, die durch die Extraktionen beseitigt werden soll.

 

Wow viele Fragen! Ich versuche sie alle so gut es geht zu beantworten.

1. Ich habe auf meinen vorletzten Backenzähnen jeweils ein Band im OK & UK. Der Lingualbogen wurde im Labor mit den Bändern zusammengeschweißt.
2. Im OK stehen meine Eckzähne wirklich sehr schön (sagte selbst mein KFO). Im Unterkiefer steht eine Eckzahn aus der Reihe, der ragt nach vorn und ist leicht gedreht. Zumal man hier aber auch sagen muss, das der Lingualbogen den Eckzahn zusätzlich nach außen drückt, weil der Bogen permanent Druck ausübt.
3. Ich habe bereits Brackets, die sind aber noch nicht mit Drähten verbunden.
4. Hab leider den HKP gerade leider nicht da, aber im Endeffekt sind meine Zähne kreuz und quer durch den Engstand. Ich habe auch eine leichte Fehlbisslage, die aber normalerweise nicht behandlungsbedürftig ist.

Das Problem ist, dass ich wirklich sehr viel nachfrage und auch hinterfrage, aber der KFO wirklich nur unspezifische Antworten gibt. Im Endeffekt hab ich auch versucht ihm da zu vertrauen, aber irgendwie scheint mir das nicht richtig. Zumal ich auch in die Spange investiere und ich da schon eine gewisse Gegenleistung erwarte. Das Ziel mit der Zahnspange war es, ästhetisch dadurch besser auszusehen und funktional mehr Platz zu haben, um Karies usw vorzubeugen.

 

Das Befestigen eines Retainers ist meiner Meinung nach kein Vergleich zu einem Lingualbogen. Der Lingualbogen liegt unter der Zunge und berührt diese von der Zungenspitze bis zu den vorletzten Backenzähnen. Ein Retainer ist an den Zähnen geklebt und nicht wie der Lingualbogen davor.

 

Danke @Bambi für die genauere Darstellung.
1. Du hast also den "üblichen" Lingualbogen, der die 6er stabilisiert.
Der KFO entscheidet, wie nah der Bogen an die Zahnreihe kommen soll, der denkt sich da etwas dabei (hoffe ich).
2. Sicher ist es Absicht, dass der Bogen den Problem - Eckzahn berührt, er wird ja am Modell angepasst. In Deinem Fall könnte der Bogen zusätzlich die Aufgabe haben, den Kieferbogen zu dehnen, erscheint mir ja sinnvoll bei Engstand.
Je nachdem, wie viel oder wenig Platz für die Zunge bleibt, desto angenehmer bzw unangenehmer ist das Gefühl der Beeinträchtigung.
3. Die Brackets sind schon geklebt, hast Du die Extraktionen schon hinter Dich gebracht?
Wenn ja, ist es auch verständlich, dass Du jetzt besonders schmerzempfindlich bist. Das waren gesunde, kräftige Zähne, das muss der Körper erst verarbeiten, und Du auch (Zahnverlust ist heftig, auch wenn die medizinische Notwendigkeit dafür besteht).

KFOs sind oft wortkarg, in Eile, im Umgang mit den Patient:innen nicht sehr empathisch, auch wenn sie ihre fachliche Arbeit gut beherrschen.
Da hilft nur einen Besprechungstermin ausmachen- nicht im Zahnarzt- Sessel, sondern im Büro mit fixer Zeitvereinbarung.

Und Du hast Recht: Es ist ein Vertrag abgeschlossen worden, Du zahlst Länge mal Breite und Du darfst fordern, dass der KFO sein Teil auch erfüllt, Beratung gehört dazu. Beharre auf Dein Recht.

Versprechen kann ich Dir: Es wird besser, Du wirst selbstbewusster, und die Zähne wandern dann fast von allein und drehen sich wie sie sollen.

Irgendwann wirst Du wie ich und die anderen User:innen nicht aufhören können, Dir selbst in jedem Spiegel breit zuzugrinsen.

VG RM