Erwachsenenbehandlung Tiefbiss

Dieses Thema im Forum "Zahnspangen-Tagebücher" wurde erstellt von RaoulDuke, 22 Juni 2018.

  1. RaoulDuke

    RaoulDuke New Member

    Liebes Forum,

    ich werde mich in Kürze, mit zarten 34 Jahren nochmal verdrahten lassen und möchte Interessierte daran teilhaben lassen. Zunächst zu meiner kieferorthopädischen Anamnese:

    Mit den bleibenden Zähnen entwickelte sich bei mir ein Tief- oder Deckbiss. Dieser war so stark ausgeprägt, dass ein Gaumenkontakt der unteren Schneidezähne drohte. Darüberhinaus waren oben die mittleren Schneidezähne einwärts gewandt, während die äußeren recht prominent vorstanden. Dazu kam ein minimaler Engstand mit leicht rotierten UK-Schneidezähnen.

    Im Alter von ca. 12 oder 13 bis 16 Jahren wurde ich wie folgt behandelt:
    1. Brackets + Aufbissplatte
    2. Brackets + Elastics
    3. Vorschubdoppelplatte
    4. Bionator

    Dadurch wurde der Tiefbiss etwas gehoben und die oberen Schneidezähne wurde in eine Reihe gebracht. Insgesamt blieben sie aber tendenziell nach hinten eingewandt. Der Engstand der unteren Schneidezähne wurde nicht behandelt, wobei der eigentlich auch so minimal ist, dass er kaum der Rede wert ist. Übrig blieben außerdem ein paar Lücken im oberen Frontzahnbereich.

    Im jungen Erwachsenenenalter vor etwa 10 Jahren entwickelten sich dann Beschwerden in beiden Kiefergelenken, in Form von Geräuschen, die mir das Gefühl gaben, es sei Sand im Gelenk, sowie lautem, schmerzhaftem Knacken. Beides trat mal häufiger und mal seltener in unterschiedlicher Schwere auf.

    Nach einiger Zeit erhielt ich vom Zahnarzt so eine Knirscherschiene, die jedoch kaum Linderung brachte.

    Anschließend konnte ich einen Zahnarzt in der Region ausmachen, der Erwachsene mit losen Zahnspangen behandelt. Bei diesem war ich dann etwa 2 Jahre in Behandlung, erneut mit Hilfe eines Bionators (der jedoch wesentlich angenehmer gestaltet war, als der in deer Jugendbehandlung). Durch regelmäßiges Tragen (starke Bisshebung) verbesserten sich die Symptome in den Gelenken. Eine tatsächliche Veränderung der Bisslage selbst wurde jedoch nur in sehr geringem Umfang erreicht. Daher brach ich die Behandlung irgendwann ab und trage den Bionator seitdem hin und wieder, wenn die Beschwerden in den Gelenken zunehmen.

    In dieser Zeit wurde mir aber auch zunehmend bewusst, dass ich wohl auch eine leichte Skoliose/Kyphose habe, was aus meiner Sicht durchaus mit der Kieferfehlstellung zusammenhängen kann.

    Vor etwa zwei Jahren entschloss ich mich, mich bei einigen richtigen Kieferorthopäden vorzustellen. Zwei von Dreien sahen eindeutigen Behandlungsbedarf, einer hatte jedoch absurd hohe Kosten in Aussicht gestellt. Der andere kündigte Kosten an, die zum damaligen Zeitpunkt ebenfalls über meinem Budget lagen.

    Letzterer KFO (der sehr viel Wert auf eine ganzheitliche Betrachtung legt) stellte mir damals eine Behandlung mit Brackets und Gummizügen im Seitenzahnbereich in Aussicht (sowie anschließend ein WE Positioner für Feinjustierung und dann eine Kombination aus festen und losen Retainern). Damit sollten die Seitenzähne aufeinanderzubewegt werden. Außerdem sollte der OK wohl leicht in der Breite gedehnt werden, die UK-Schneidezähne nach unten bewegt werden und die OK-Schneidezähne nach vorne aufgerichtet. Außerdem sollten die rotierten UK-Schneidezähne einsortiert werden.

    Diesen ganzheitlich orientierten KFO habe ich jetzt, 2 Jahre später erneut aufgesucht, um die Behandlung nun anzugehen.

    Beim ersten Termin gestern wurde im Prinzip nochmal das Beratungsgespräch von vor 2 Jahren in Kurzform wiederholt. Die ganzheitliche Eingangsuntersuchung musste zum Glück nicht nochmal gemacht werden. Grobe Behandlungsidee ist: Biss soll gehoben werden, durch "Aufrichten" der oberen Schneidezähne soll der Unterkiefer mehr Spielraum nach vorn bekommen. Und je nach Verzahnung könnten u.U. auch der Engstand unten und die Lücken oben behoben werden.

    Den Termin für umfangreiche Untersuchungen zur Erstellung des konkreten Behandlungsplans habe ich leider erst Mitte August bekommen. Nochmal vier Wochen später ist ein Termin zur Besprechung des Plans. Nach den vielen Jahren sollte ich mit den paar Monaten wohl auch noch zurecht kommen... ;)

    Fragen sind natürlich willkommen. Ansonsten gibt es Mitte August ein Update.

    P.S. Wer an Fotos interessiert ist, schreibt mich bitte per PM an. Ich dokumentiere die Behandlung mit einem (privaten) Instagram-Account. Erste Vorher-Bilder sind schon online.
     
  2. RaoulDuke

    RaoulDuke New Member

    Ein kurzes Update:

    Vor knapp 2 Woche hatte ich den Termin für die eigentlichen diagnostischen Untersuchungen. Zuerst wurden "normale" Fotos der Zähne gemacht, von allen Seiten und z. T. mit Spiegel im Mund. Dann ging es weiter zum 3d-Röntgen und anschließend wurden Abdrücke genommen. Dann wurde ich nochmal kurz von einer Helferin zu Beschwerden interviewt (Schmerzen hier, da, dort usw.). Dann kam eine Kieferorthopädin (kannte ich noch nicht, bisher nur beim Seniorchef gewesen). Sie hat mich dann nochmal umfangreich untersucht, sowohl mit schulmedizinischen als auch alternativen Methoden, dabei auch den gesamten Körper bis zu den Füßen berücksichtigt. Natürlich wurden insbesondere auch Kiefergelenke und die angrenzenden Regionen betrachtet. Außerdem gab es dann noch eine Prüfung der Materialverträglichkeit: scheinbar alles ohne Probleme. Interessanterweise waren da auch Molarenbänder dabei. Die Anschauungsmodelle, die man mir zuvor gezeigt hatte hatten bis ganz hinten nur normale Brackets...

    Nun warte ich auf den Termin für die Besprechung des Behandlungsplans Mitte September. Anschließend wird es noch einen Termin für eine erneute Abdrucknahme geben. Die ersten Abdrücke dienen wohl nur diagnostischen Zwecken. Die zweiten werden dann für die Vorbereitung der Installation der Brackets verwendet. Diese werden nicht einzeln geklebt, sondern in Gruppen, d. h. sie müssen vorher wohl am Modell positioniert werden.

    Die Zahnspange bekomme ich dann wohl erst beim von nun an dritten Termin. Kann also noch etwas dauern. Ich hoffe nicht zu lang. Gerade vor wenigen Tagen hat es wieder ordentlich geknallt im linken Kiefergelenk...
     
  3. RaoulDuke

    RaoulDuke New Member

    Behandlungsplan

    Letzte Woche hatte ich den Termin, an dem der Behandlungsplan besprochen wurde. Der sieht jetzt überwiegend so aus, wie erwartet. Was mir vorher nicht so ganz klar gewesen war ist, dass ich selbst-ligierende Brackets (In-Ovation Mini Rhodium) bekommen werde. Außerdem eine Überraschung: Für die erste Zeit werde ich Aufbisse hinter die oberen Schneidezähne bekommen (so in der Art wie Bite Turbos glaube ich). Die sollen einerseits verhindern, dass ich mit meinem tiefen Deckbiss die unteren Brackets abbeiße und anderseits die unteren Schneidezähne helfen zu intrudieren. Ich hoffe mal ganz stark, dass die das Essen nicht so sehr behindern. Die Aufbissplatte, die ich in meiner Jugendbehandlung für denselben Zeck bekommen hatte (und natürlich auch beim essen getragen werden musste), war diesbezüglich der reine Horror. Dazu kommen dann noch Elastics im Seitenzahnbereich.

    Im Anschluss an die feste Spange bekomme ich feste Retainer oben und unten. Am ersten Wochenende ohne Brackets werde ich 24h pro Tag einen Positioner tragen müssen (sieht aus wie ein Sportmundschutz), anschließend 3 Wochen (oder Monate?) nachts. Danach bekomme ich noch lose Retainer, oben eine eigentlich ganz normale Retainerplatte, unten einen Crozat-Retainer. Die müssen dann für nach und nach geringer werdende Zeiträume getragen werden - ob anfangs auch tags, weiß ich nicht mehr, dann jedenfalls einige Zeit jede Nacht und im Anschluss am besten lebenslang, aber zumindest einige Jahre 2-3x die Woche. Gerade diesen Crozat-Retainer für unten finde ich ja super, so ganz ohne Kunststoffbasis. Schade, dass ich sowas nicht auch für oben bekomme. Aber es erscheint mir logisch, denn die Kunststoffplatte oben kann ja vielleicht eher verhindern, dass der Biss wieder tiefer wird.

    Meine oberen Zähne sind im Verhältnis zu den unteren relativ schmal. Daher muss unten (36-46) ein klein wenig vom Schmelz weggeschliffen werden, um den Engstand zu beseitigen und bei Lückenschluss oben die Verzahnung zu gewährleisten. Im Behandlungsplan steht zudem "lückenfüllende Veneers 11, 21 vorbehalten". Die waren zwar in einem Vorgespräch mal am Rande als Möglichkeit erwähnt worden, bei dem aktuellen Termin zur Besprechung des Behandlungsplans aber nicht. Ehrlich gesagt ziehe ich da notfalls glaube ich eher die Lücken vor. Das werde ich wahrscheinlich am besten möglichst bald mitteilen, auch wenn sie als letzte "vorbehaltene" Maßnahme aufgeführt sind.

    In gut 4 Wochen habe ich einen Termin für neue Abdrücke, an dem ich auch Separiergummis zwischen die oberen Molaren bekomme, weil ich dort Molarenbänder statt Brackets bekomme, unten wohl nicht. Ich schätze, dass dort wohl stärkere Torque-Kräfte für die Front ansetzen werden. Die unteren Front soll zwar auch getorquet werden, aber wahrscheinlich nicht so stark.
     
  4. RaoulDuke

    RaoulDuke New Member

    ...Und ich schließe angesichts der bislang ausbleibenden Reaktionen mal die Frage an, ob das was ich hier schreiben überhaupt irgendjemanden interessiert. Falls ja, wäre ein kleines entsprechendes Feedback hilfreich. Nur für mich selbst muss ich das ja nicht alles aufschreiben.
     
  5. Mrcf

    Mrcf Member

    Schön, dass das Warten bald ein Ende für dich hat. Ich hab auch viel herum gegrübelt. Wie wird es werden,...
    Wirst sehen, alles halb so wild und man gewöhnt sich rasch an fast alles. Also , mach Fotos, wenn so weit ist. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Lg
     
  6. RaoulDuke

    RaoulDuke New Member

    Brackets kenne ich ja schon, klar da gewöhnt man sich dran. Aber ob das auch für solche Bite Blocks gilt, bezweifle ich ehrlich gesagt. Hast du Erfahrungen damit? Man liest ansonsten viel, dass Bite Blocks schon sehr störend sein können. Das erscheint mir eigentlich auch logisch, denn damit bekommen die oberen und unteren Zähne ja gar keinen Kontakt mehr. Wie ich schon schrieb, hatte ich früher ja mal eine Aufbissplatte mit derselben Funktion und das war echt schlimm...
     
  7. RaoulDuke

    RaoulDuke New Member

    Zwischendrin hatten sich noch einige Rückfragen zum Behandlungsplan ergeben, die nach einiger Zeit zum Glück telefonisch geklärt werden konnten. Die meisten Dinge haben sich so geklärt, wie ich sie eigentlich auch verstanden hatte. Bei der Gelegenheit habe ich dem KFO noch einmal deutlich mitgeteilt, dass ich keine Veneers möchte, selbst wenn dann geringe Lücken oben bleiben sollten. Er meinte, wahrscheinlich würden sie eh nicht nötig, notierte meinen Wunsch aber nochmal.

    Letzte Woche war ich dann nochmal in der Praxis. Es wurden die Abdrücke für das en bloc Einsetzen der Brackets genommen und oben 4 Gummis zwischen die Zähne "geprügelt". Offenbar sind sie mehr als nötig um Platz für die Molarenbänder zu schaffen. Im Gespräch erwähnte die Helferin, dass die Bänder auch für einen evtl. nötigen Gaumenbogen genutzt würden. Ich vermute, das war eher als allgemeine Aussage zu verstehen und nicht auf meine spezifische Behandlung bezogen. Trotzdem bin ich natürlich etwas "gespannt", ob da noch eine Überraschung um die Ecke kommt (Stichwort: Oberkiefer dehnen)...

    Die Separiergummis erzeugen die meiste Zeit übrigens nur ein leichtes Druckgefühl und eine geringe Empfindlichkeit der Seitenzähne - easy auszuhalten. Nur an einem Morgen nach dem Einsetzen bin ich mit Kopfschmerzen aufgewacht (die aber ja auch andere Ursachen haben können).

    In weniger als 48h werden ich aber schon Brackets im Mund haben - und mal sehen was noch...
     
  8. RaoulDuke

    RaoulDuke New Member

    So, nun hab ich die Installation endlich überstanden. Es hat nach meinem Empfinden ganz schön lang gedauert. Insgesamt 5 Brackets mussten ein zweites Mal geklebt werden, entweder weil sie nicht hielten oder weil sich das Schloss nicht schließen ließ.

    Ich habe jetzt unten rundum Brackets (37-47) und oben überall außer auf den Molaren (15-25). Auf den Molaren 16 und 26 habe ich Metallbänder. Neben der stabileren Verankerung ist offensichtlich auch der Grund, dass an diesen Zähnen auf der Innenseite Gummizüge eingehängt werden. Sie werden im Dreieck gespannt: 16 innen, 46 außen, 47 außen und 26 innen, 36 außen, 37 außen. Einen Gaumenbogen habe ich zum Glück nicht bekommen. Die Zähne 17 und 27 bleiben vorerst frei.

    Mein persönliches "Highlight" sind aber die Kunststoffaufbisse, die ich hinter 11 und 21 geklebt bekommen haben, damit ich erstens nicht die unteren Brackets abbeiße und zweitens die Bisshebung unterstützt wird. In der Folge bleibt nun aber selbst in maximal zusammenbeißender Kieferstellung zwischen den Kauflächen so viel Platz, dass ich da gefühlt durch laufen könnte. Ich freue mich schon auf's essen - nicht...
     
  9. RaoulDuke

    RaoulDuke New Member

    Ich habe jetzt einige Tage hinter mir, an denen Zunge und Wangen übel gelitten haben. Vor allem die Verankerungen an den Innenseiten der ersten Molaren im Oberkiefer haben meiner Zunge übel zugesetzt. Ich hänge dort ja auch die Gummis ein. Sie bestehen aber (scheinbar überflüssigerweise) jeweils aus 2 Haken und einem ungenutzten Röhrchen. Sie sind damit deutlich größer und scharfkantiger als die normalen Brackets auf den Außenseiten und haben die Zunge ein paar Tage fleischerhakenmäßig bearbeitet. Ist inzwischen aber schon viel besser geworden. Auch den Wangen geht es etwas besser. Das Essen mit den Bite Blocks hinter den Schneidezähnen ist aber immer noch ziemlich katastrophal. Richtig kauen kann ich nicht. Ich fürchte außerdem, dass mir die Bite Blocks noch ziemlich lang erhalten bleiben. Denn aktuell wird mein Biss glaub ich noch gar nicht so richtig gehoben. Ich habe das Gefühl, dass zunächst in erster Linie nur die ersten Molaren oben mithilfe der Gummis nach außen bewegt werden. Die anderen Zähne sind kaum druckempfindlich, so dass ich nicht den Eindruck habe, dass das schon große Bewegungen im Gange sind.
    Im Übrigen habe ich durch die Bite Blocks auch mitunter ein leichtes Lispeln, aber das nehme ich selbst wohl wesentlich stärker war als meine Gesprächspartner...
     
  10. Arthur

    Arthur Member

    Bite Blocks hat inzwischen auch meine größere Tochter, die kommt nach ein paar Wochen gut damit klar. Ich hatte sehr große Aufbisse auf den Backenzähnen was ich mir in der Einschränkung ähnlich vorstelle, und ich kann sagen das ich mich nach 2-3 Wochen darauf eingestellt hatte und nach einigen Monaten erschien das normal. Als die dann starkt reduziert wurden erschien mir das weniger wie eine Befreiung sondern wieder völlig befremdlich weil ungewohnt, aber auch daran gewöhnt man sich wieder schnell.
     
  11. RaoulDuke

    RaoulDuke New Member

    Ja, ich merke auch schon, wie es von Tag zu Tag besser wird. Zwischenzeitlich habe ich beim essen auch gar nicht mehr dran gedacht, was dann aber dazu geführt hat, dass ich "richtig" kauen wollte und ziemlich rabiat von den Bite Blocks gestoppt wurde. Das hat ganz schön gezwiebelt, aber zum Glück ist alles heil geblieben.
     
  12. RM2017

    RM2017 Well-Known Member

    Hallo Raoul!
    Wie ist es mit Deiner Behandung weitergegangen?
    LG RM
     

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